Zahnärzteschaft Baden-Württemberg im Austausch mit MdEP Andreas Schwab in Straßburg
Europa muss praxistauglich bleiben
Wie sehr Brüsseler Entscheidungen in den Alltag deutscher Zahnarztpraxen eingreifen, zeigte ein intensiver Austausch zwischen dem Europaabgeordneten Andreas Schwab (MdEP) und den zahnärztlichen Spitzenvertretern Dr. Torsten Tomppert (LZK/KZV BW) sowie Dr. Bert Bauder (LZK) in Straßburg. Im Zentrum: die Forderung nach mehr Praxisnähe auf europäischer Ebene – besonders bei Regulierung, Bürokratie und Digitalisierung.
Ein zentrales Thema war die zunehmende Bürokratisierung – etwa durch die Medizinprodukteverordnung (MDR), die bewährte Materialien vom Markt verdrängt. Auch neue Regelungen zur Ethanolverwendung führen zu realitätsfernen Einschränkungen in der Praxis. „Wir wissen, was wir tun – warum wird uns dieses Wissen abgesprochen?“, fragte Dr. Tomppert. Schwab zeigte Verständnis: Die Gesetzgebung sei teils politisch aufgeladen gewesen, Änderungen schwer umzusetzen.
Kritisch äußerten sich Tomppert und Bauder auch zum geplanten Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS). Solange die elektronische Patientenakte (ePA) in Deutschland nicht funktioniere, sei eine europäische Erweiterung verfrüht. Fehlende Suchfunktionen und intransparente Datenstrukturen machten eine effiziente Nutzung unmöglich.
Ein weiteres Anliegen war der Schutz der freien Berufe. Die Vertreter der Zahnärzteschaft warnten vor einer Aushöhlung der Selbstverwaltung durch europäische Harmonisierung. „Das Prinzip ist tragend und nicht zu ersetzen“, so Dr. Bauder. Schwab stimmte zu: Die Stärke des deutschen Systems dürfe nicht unter europäischem Vereinheitlichungsdruck verloren gehen.
Mit Blick auf demografischen Wandel und Praxisrückgänge im ländlichen Raum mahnten Tomppert und Bauder mehr politische Aufmerksamkeit für die zahnärztliche Versorgungssicherheit an. Die Nachwuchsgewinnung, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und der Fortbestand bewährter Strukturen seien drängende Themen. Die über 35 Jahre alte Gebührenordnung (GOZ) sei in der aktuellen Situation nicht mehr tragfähig.
Trotz teils ernüchternder Einblicke war der Austausch konstruktiv. Andreas Schwab nahm zentrale Punkte mit nach Brüssel und machte deutlich: „Es fehlt oft an Gesamtabwägung. Umso wichtiger ist der direkte Dialog mit der Praxis.“ Oder wie es Dr. Tomppert formulierte: „Europa darf die Zahnarztpraxis nicht vergessen.“
Der ausführliche Bericht folgt in der kommenden Ausgabe des ZBW 07/2025