„Wir müssen reden“
Zahnärztliche Proteste am 18. Juni 2024 in ganz Baden-Württemberg als „Graswurzelbewegung“ an vielen Orten
Die Graswurzelbewegung hat in Baden-Württemberg einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. Am 18. Juni 2024 versammelte sich die Zahnärzteschaft im gesamten Bundesland unter dem Motto „Wir müssen reden!“.
An diesem Tag blieben zahlreiche Zahnarztpraxen geschlossen, während die Praxisteams sich an öffentlichen Plätzen, in ihren Praxen, in Zahnärztehäusern oder wie in Tübingen im Hörsaal der Universität trafen. Ziel war es, mit Politik und Bevölkerung über die unaufhaltsame Bürokratisierung, die seit Jahrzehnten unveränderte Gebührenordnung und die mangelnde Wertschätzung durch die Politik zu sprechen. Die Resonanz war außergewöhnlich.
Vielerorts „Sprechtage“ mit Politikern
In vielen Orten fanden „Sprechtage“ statt, bei denen Zahnärzt*innen mit Politik und der interessierten Bevölkerung über die Auswirkungen der aktuellen gesundheitspolitischen Entscheidungen und deren Belastungen auf die zahnmedizinische Versorgung vor Ort diskutierten. Vielfältige und bunte Protestaktionen im ganzen Land, an denen sich hunderte Zahnärzt*innen, Praxisteams und Zahnmedizinstudierende beteiligten, brachten die zentralen Anliegen des Berufsstands in die Öffentlichkeit. Durch Gespräche in Zahnarztpraxen, öffentliche Diskussionsveranstaltungen und Infostände auf zentralen Plätzen wurden die wichtigsten Themen prominent adressiert und das Bewusstsein für die Herausforderungen der ambulanten Versorgung gestärkt.
Dr. Torsten Tomppert, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung und Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, betonte: „Mit unseren heutigen Aktionen hat der Berufsstand ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt, dass es nicht länger so wie bisher weitergehen kann. Ein Kurswechsel in der Gesundheitspolitik ist dringend geboten, um das bislang sehr hohe Niveau der zahnmedizinischen Versorgung zu erhalten. Die große Unterstützung der Bevölkerung, die unseren Kolleginnen und Kollegen heute vermittelt wurde, bestärkt uns in diesem Anliegen.“
Große Unterstützung der Bevölkerung
Im Mittelpunkt der Aktionen stand der Erhalt der derzeit noch flächendeckend guten, wohnortnahen zahnärztlichen Versorgung aller Patienten in Baden-Württemberg. Die Zahnärzteschaft im Land möchte die Probleme rechtzeitig bei der Politik adressieren und auf nötige Veränderungen hinwirken, bevor spürbare Lücken in der Versorgungslandschaft entstehen, was unmittelbar zu Lasten der Versicherten ginge. Insbesondere bei den Themen Budgetierung von GKV-Leistungen, Belastung durch Bürokratie, Stillstand bei der GOZ und der Telematik-Infrastruktur besteht dringender politischer Handlungsbedarf. Wenn die Rahmenbedingungen nicht schnell verbessert würden, gäbe es immer weniger junge Kolleginnen und Kollegen, die bereit wären, sich in einer eigenen Praxis niederzulassen.