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Parlamentarisches Frühstück im StadtPalais – Museum für Stuttgart

Aufruf zur gemeinsamen Verantwortung

Beim diesjährigen Parlamentarischen Frühstück, zu dem das Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit (IZZ) im Namen der Zahnärzteschaft Baden-Württembergs seit mehreren Jahren einlädt, stand dieses Mal ein drängendes Thema im Mittelpunkt: Kindeswohlgefährdung aus zahnärztlicher Sicht. Die Veranstaltung, die im StadtPalais – Museum für Stuttgart stattfand, versammelte Vertreter*innen der Politik, darunter gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsfraktionen, Delegierte der Krankenkassen sowie der zahnärztliche Körperschaften.

Dr. Torsten Tomppert, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereiigung (KZV) und Präsident der Landeszahnärztekammer (LZK) Baden-Württemberg, eröffnete die Veranstaltung mit einem eindringlichen Appell und stellte die zentrale Frage: „Wo beginnt in diesem Zusammenhang die Verantwortung der Zahnärzteschaft?“ Er betonte, dass frühkindliche Karies nach wie vor eines der größten Probleme in der Kinderzahnheilkunde darstellt. Diese Form der Karies sei nicht nur ein medizinisches Problem, sondern ein klares Zeichen für eine konstante Zuckerzufuhr bei gleichzeitig fehlender Mundhygiene – ein Zu-stand, der weitreichende Folgen für die kindliche Gesundheit hat.

IMPULSVORTRAG
Zahnärztin und Oralchirurgin Houma Kustermann aus Rottweil hielt einen eindrucksvollen Impulsvortrag über die Zusammenhänge zwischen Karies und Kindeswohlgefährdung, einem Zustand, der im Englischen als Dental Neglect (wörtlich: „zahnärztliche Vernachlässigung“) bezeichnet wird. Sie betonte, dass irreführende Werbung, die den Zuckergehalt vermeintlich gesunder Snacks verschleiere, das Problem aber erheblich verschärfe und sprach sich für Warnhinweise aus, ähnlich denen auf Zigarettenpackungen. Kustermann berichtete aus ihrer Praxis, in der schwere Fälle häufig nur unter Vollnarkose behandelt werden können – ein Angebot, das sie und ihr Team trotz der täglichen Herausforderungen konsequent ermöglichen. „Wir haben jeden Tag die Möglichkeit Behandlungen unter Vollnarkose durchzuführen“, erklärte die engagierte Zahnärztin, auch wenn nicht alle diese Behandlungen von den Kassen erstattet werden.

HERAUSFORDERUNGEN
Dr. Peter Riedel, stellvertretender Vorsitzender der KZV BW, bestätigte die Herausforderungen in der zahnmedizinischen Versorgung und machte auf die unzureichende Finanzierung von Anästhesien aufmerksam. Diese finanziellen Engpässe führten dazu, dass elektive Eingriffe oft nur mit erheblichen Wartezeiten durchgeführt werden könnten, wodurch Kinder mit weniger akuten Fällen monatelang auf ihre Behandlung warten müssten. Dr. Torsten Tomppert knüpfte an diese Problematik an und betonte, dass eine Lösung nur durch gemeinsames Handeln von Politik Krankenkassen und Zahnärzteschaft möglich sei. Er rief dazu auf, einen runden Tisch einzurichten, um ein flächendeckendes Netzwerk für Prävention und Versorgung zu schaffen.

PD Dr. Yvonne Wagner, Direktorin des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums ZFZ Stuttgart, verdeutlichte die Dringlichkeit dieser Maßnahmen mit eindrucksvollen Beispielen aus ihrer Praxis. Sie schilderte OP-Tage, an denen Kinder nüchtern und nervös auf ihre Behandlung warteten, die jedoch aufgrund von Notfällen anderer Patient*innen verschoben werden mussten. Diese Erlebnisse riefen spürbare Betroffenheit unter den Zuhörer*innen hervor und unterstrichen den dringenden Bedarf an einer besseren Versorgungsstruktur. In diesem Kontext hob Nadja Mussa, Leiterin der Landesvertretung Baden-Württemberg der Techniker Krankenkasse (TK), die Potenziale der elektronischen Patientenakte (ePA) hervor. Sie betonte, dass diese durch zusätzliche Angebote erweitert werden könnte, um Eltern niedrigschwellige Hilfsmaßnahmen bereitzustellen.
Dr. Juta Vischer, Fachbeirätin des IZZ und Vorstandsmitglied der BZK Stuttgart, ergänzte die Diskussion mit einem kritischen Blick auf die Inhalte vieler Willkommenspakete für Neugeborene. In einigen Städten und Kliniken würden diese häufig Fruchtgläser enthalten, anstatt des kinderzahnärztlichen Passes der einen entscheidenden Beitrag zur Prävention leisten könnte. Diese Punkte verdeutlichten eindrucksvoll, dass die Problematik der frühkindlichen Karies und der Kindeswohlgefährdung nur durch eine verbesserte Zusammenarbeit und gezielte präventive Maßnahmen bewältigt werden kann.

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