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Parlamentarisches Frühstück im StadtPalais Stuttgart

Wenn Inklusion im Mund beginnt

Mitte Oktober, an einem Donnerstagmorgen um 7:30 Uhr, füllte sich das StadtPalais – Museum für Stuttgart – mit regem Stimmengewirr. Gesprächsfetzen mischten sich mit dem Klirren von Kaffeetassen, als Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Krankenkassen, Ministerien und der zahnärztlichen Selbstverwaltung der Einladung des Informationszentrums Zahn- und Mundgesundheit (IZZ) im Namen der Zahnärzteschaft Baden-Württemberg zum diesjährigen Parlamentarischen Frühstück folgten. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Projekt, das bundesweit Maßstäbe setzen dürfte: ZIMBA, die Zahnärztliche Infostelle für Mundgesundheit bei Behinderung und im Alter.

Im Mittelpunkt des Vormittags stand ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt: die zahnmedizinische Versorgung von Menschen mit Inklusionsbedarf und älteren Menschen mit Pflegebedarf – und mit ihr das neue Informationsportal ZIMBA.
Dr. Torsten Tomppert, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung und Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, eröffnete die Veranstaltung und machte deutlich, welchen Stellenwert das Projekt künftig haben soll. Mit ZIMBA, so Tomppert, werde ab 2026 eine zentrale Plattform geschaffen, die Betroffenen und Angehörigen praxisnahe Unterstützung bietet – und die Inklusion auch im Bereich der Zahnmedizin konkret voranbringt.

Anlaufpunkt
ZIMBA wird bei der Zahnmedizinischen Patientenberatungsstelle Baden-Württemberg angesiedelt – einer neutralen, unabhängigen und kostenfreien Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Zahnmedizin. „Damit schaffen wir einen Ort, an dem Information und Vertrauen zusammenkommen“, erklärte Dr. Georg Bach, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Patientenberatungsstelle.
Wie ZIMBA künftig arbeitet und welche Zielgruppen das Portal ansprechen wird, erläuterte Dr. Guido Elsäßer, Referent für inklusive Zahnmedizin der KZV Baden-Württemberg und einer der maßgeblichen Initiatoren des Projekts. „ZIMBA bündelt Informationen und Angebote zur Mundgesundheit von Menschen mit Behinderung und älteren Menschen mit Pflegebedarf – verständlich, barrierefrei und praxisnah“, so Elsäßer. Ziel sei es, Angehörige, Pflegekräfte und Fachleute gleichermaßen zu erreichen und über leicht zugängliche Strukturen den Weg zur zahnärztlichen Versorgung zu ebnen.

Verzahnung
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die inklusive Zahnmedizin nicht nur eine Frage der Versorgung, sondern auch der Ausbildung ist. Dr. Guido Elsäßer wies darauf hin, dass in der neuen Approbationsordnung die Alterszahnmedizin zwar bereits als Querschnittsfach verankert sei, die Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung jedoch bislang weder gelehrt noch geprüft werde. „Hier besteht noch Handlungsbedarf“, betonte er.
Dr. Michael Preusch, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, unterstrich, wie wichtig gemeinsame Ansätze von Politik und Berufsstand seien, um Versorgungsstrukturen langfristig zu sichern. Zugleich regte er an, dass Ärztekammer und Zahnärztekammer bei Querschnittsthemen wie der Versorgung von Menschen mit Behinderung künftig stärker interdisziplinär zusammenarbeiten sollten, um Synergien zu nutzen und Versorgungswege zu vernetzen.

Sicherung
Wie schwierig es ist, bestehende Strukturen zu erhalten, machte Dr. Torsten Tomppert am Beispiel des Stuttgarter Marienhospitals deutlich. Dort wurden bislang jährlich rund 200 Kinder unter Vollnarkose behandelt – häufig in Kombination mit HNO-Eingriffen. Nach der Kündigung des Kooperationsvertrags ist dieses bewährte Angebot nun gefährdet. Die Zahnärzteschaft habe versucht, den Standort zu erhalten, so Tomppert: „Wir wissen, dass Projekte, die einmal verloren gehen, in der Regel nicht wiederkehren.“ Umso wichtiger sei es, neue Lösungen zu schaffen. Bereits jetzt gebe es Gespräche mit dem Katharinenhospital sowie mit den Krankenkassen, um eine tragfähige Nachfolgestruktur aufzubauen. „Mein Ziel ist es, eine flächendeckende Versorgung in Baden-Württemberg zu etablieren – gemeinsam mit den Kassen und unter Einbindung spezialisierter Anästhesisten“, erklärte Tomppert.

Bilanz
Zum Abschluss brachte Dr. Bert Bauder, stellvertretender Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, den gemeinsamen Tenor des Vormittags auf den Punkt: „ZIMBA ist mehr als ein Informationsportal – es ist ein Schritt hin zu echter Teilhabe. Es zeigt, dass Inklusion auch in der Zahnmedizin beginnt.“

Weiterführende Links

Podcast Neue Zahnärztlichen Infostelle für Mundgesundheit bei Behinderung und im Alter (ZIMBA)

Pressemitteilung „Zahnärzteschaft Baden-Württemberg startet bundesweit erstes Beratungsangebot“

TikTok Beitrag zu ZIMBA auf @zahntastisch

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